Wake Me Up When September Ends

Description "Wake Me Up When September Ends "

"(Wake Me Up) When September Ends" - Green Day
Obligated to the Piano #14

 

Geschichte
Der Song „When September Ends“ erschien 2004 auf dem Green Day-Album „American Idiot“.
Es ist nach „Dookie“ (1994) das erfolgreichste Album der kalifornischen Band, und wohl auch das,
mit dem Green Day endgültig das Mainstreampublikum erreichte.
1987 gründeten die Schulfreunde Billie Joe Armstrong (Gesang/Gitarre) und Mike Dirnt (Bass) die
Punkband „Sweet Children“. Bevor 1989 die erste EP erschien, nannten sie die Band in Green Day
um. Green Day ist ein Slangbegriff, es bezeichnet einen Tag voller Langeweile, den man durch Kiffen
totzuschlagen versucht. Seit 1990 spielt Tré Cool die Drums, diese Stammbesetzung ist bis heute
unverändert geblieben - nicht gerade häufig bei Bands, egal welcher Stilrichtung. Mit „Dookie“
gelang der Band der internationale Durchbruch, das Album wurde als Punk-Revival gefeiert und
mehr als 20 Mio. mal verkauft.
„American Idiot“ stellt eine Zäsur in der Bandgeschichte dar. Die nach „Dookie“ veröffentlichten
Alben konnten nicht an dessen Erfolg anknüpfen, zudem litt Billie Joe Armstrong als wichtigster
Songwriter der Band seit 2000 unter eine Schreibblockade. Die Arbeiten zu einem neuen Album
(Arbeitstitel: Cigarettes and Valentines) waren dennoch schon weit gediehen, als (un-)glücklicherweise
die Master Tapes aus dem Studio gestohlen wurden (oder irgendwie sonst abhanden kamen,
wer weiß das schon...). Die Band beschloss, noch einmal von vorne anzufangen, statt das abhandengekommene
Material neu aufzunehmen. Das Ergebnis war „American Idiot“ - welch ein Glücksfall
für die Musik!
Mit „American Idiot“ setzte die Band ihren schon 2000 mit dem Album „Warning“ begonnenen
Weg weg vom Punk hin zum Rock fort. Den Titelsong, ebenso wie die Songs „Boulevard of Broken
Dreams“ und „When September Ends“ sollte eigentlich jeder kennen, der nicht mit Ohrenklappen
durch die Welt geht.
„American Idiot“ ist zudem ein Konzeptalbum, eigentlich ist es eine kleine Rockoper im Stil von
The Who’s „Tommy“ oder „Quadrophenia“. Die Story wurde 2009 erfolgreich als Musical auf dem
Broadway inszeniert. Der Schauspieler Tom Hanks wollte das Musical verfilmen, aber die Sache ist
anscheinend irgendwie im Sand verlaufen.
Das bisher letzte Album von Green Day „Father of All Motherfuckers“ erschien 2020, die ebenfalls
für 2020 geplante Welttournee musste Corona bedingt abgesagt werden.
Komponiert hat den Song „When September Ends“ Billie Joe Armstrong, gewidmet hat er ihn seinem
1982 verstorbenem Vater.
Armstrong ist Multiinstrumentalist, neben Gitarre spielt er auch Banjo, Schlagzeug, Klavier, Diatonisches
Akkordeon, Mundharmonika und Saxophon - wow! Vom Rolling Stone Magazin wurde er
in die Liste der 100 besten Songwriter aller Zeiten aufgenommen.
Armstrongs Verhältnis zur Politik möchte ich nicht unerwähnt lassen. Sein Umgehen mit politischen
Ereignissen spiegelt sich zum einen in seinen Songs wider (mit „American Idiot“ ist laut
Armstrong der damalige US-Präsident George W. Bush gemeint), andererseits distanziert sich Armstrong
in Interviews von Politik: Er sei „Musiker, kein Politiker“, ihm gehe es um „Rock ‘n Roll
und die persönlichen Freiheiten“. Dennoch lässt er es sich nicht nehmen, sich seit Jahren klar für einen
der US-Präsidentschaftskandidaten zu positionieren.
Es ist eine Gratwanderung, aber dennoch eine, die für mich zum einen von Verantwortungsbewusstsein
zeugt, zum anderen aber nicht missionarisch ist. Chapeau!

 

Song und Arrangement:
Aus kompositorischer Sicht würde ich „When September Ends“ als dünn bezeichnen. Der Song ist
fast fünf Minuten lang, basiert aber nur auf zwei sehr einfachen musikalischen Ideen. Für einen
Pop- bzw. charttauglichen Song im Erscheinungsjahr 2004 hat er einen eher ungewöhnlichen Aufbau.
Basis des Songs ist eine AABA-Form (Takt 3 - 19 bzw. Takt 22 - 38), A- und B-Teil sind nur vier
Takte lang. Als Refrain bzw. Turnaround fungieren die letzten beiden Takte des A-Teils. Das ist
weit weg von der (seit Jahren üblichen) Form der meisten Popsongs Vers - Chorus, Vers - Chorus,
Bridge, usw..
Das Gitarrensolo (Takt 38 - 45) basiert auf dem B-Teil, zum Schluss hin finden wir zwei A-Teile
(Takt 46 - 53) sowie ein Tag-Ending (Wiederholung des Turnarounds, Takt 53 - 56). Auch Tag-Endings,
im Jazz und klassischen Rock ‘n Roll gang und gäbe, sind in moderneren Popsongs eher selten
zu finden.
Aufgelockert bzw. zerstört wird der Aufbau durch die eingeschobene Takte: Das Re-Intro (Takt 19 -
22) und das Anhängsel an das Solo (Takt 42 - 45). Zudem sind diese Einschübe nicht in einem viertaktigen
Schema.
Ich habe die zwei zentralen musikalischen Ideen der Komposition bereits erwähnt. Im A-Teil finden
wir eine harmonische Fortschreitung in Verbindung mit der Basslinie. Der Bass geht diatonisch
nach unten und wird entsprechend harmonisiert:
G - Bm/F# | Em - G/D | C - Cm | G - G
Der B-Teil funktioniert harmonisch nur geringfügig anders, allerdings gekürzt auf ein zweitaktiges
Schema:
Em - Bm | C - G || Em - Bm | C - D
Die melodische Idee, der Gesang, basiert auf der „Appoggiatura“ (Treppenton zur Hauptnote bzw.
langer Vorhalt der Hauptnote) vom a zum b, mit der sowohl A- und B-Teil beginnen. Ansonsten begnügt
sich die Melodie mit dem Quintraum g - d. Die Auflösung der Melodielinie, und damit die
Auflösung der Spannungsbögen, finden wir in den Takten 18/37/56. Hier finden Melodie, Harmonie
und die Form der Komposition zu einem Schluss.
Die Triangel- bzw. Glockenspielmelodie (oder was auch das immer ist) finde ich unwichtig.
In meinem Arrangement habe ich die Harmonien ein wenig angereichert, hin und wieder eine maj7
oder eine Sept hinzugefügt oder ähnliches. Auch die Grundtöne der Harmonien im B-Teil habe ich
zum Teil verändert. Nur im Anhängsel des Solos (Takt 42 - 45) bin ich wirklich abgewichen: Im
Original ist es nur Dsus - D - Dsus - D usw. (Takte 41/3 - 43). Das war mir einfach zu fade fürs
Klavier. Darum habe ich diesen Teil reharmonisiert.
Für mich ist „When September Ends“ eine Power-Ballade. Das ist kein eindeutig definierter Begriff,
aber ich denke, Du kannst Dir vorstellen, was ich meine: „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin,
„Rosemary“ von Lenny Kravitz oder „Ohne Dich“ von Selig - diese Richtung.
Dennoch funktioniert „When September Ends“ ein bisschen anders: Die Dynamik ist nicht zwingend
vorgegeben, es ist kein von „leise zu laut und zum Schluss zurück“ wie bei vielen Power-Balladen,
so würde der Song nicht funktionieren.
Wenn ich das Original höre, erscheinen mir die Dynamikwechsel eher zufällig oder willkürlich, und damit auch austauschbar. Daher habe ich mir meine eigene Dynamikstruktur des Songs zurecht gelegt
- eine, die auf dem Klavier gut funktioniert. Wir haben auf dem Klavier keine Powerchords, die
nur mit Verzerrung richtig gut klingen, keine Monster-Snare mit Flames, und keine zusätzliche
Akustikgitarre, die ein „leise“ nur schon durch ihren Sound impliziert.
Darum wundere Dich nicht, wenn die Dynamik meines Klavierarrangements deutlich von dem des
Originals abweicht.

Spieltipps:
Balladen funktionieren stets über Dynamik. Das war schon bei Beethovens Mondscheinsonate so.
Ich würde mir unbedingt die Zeit nehmen, eine ordentlich Struktur der Dynamik auszuarbeiten - und
dabei eine Geschichte zu erzählen. Es muss nicht meine Dynamikstruktur sein. Wie bereits erwähnt,
ich empfinde die Dynamik im Original als eher willkürlich, ebenso willkürlich ist die meine.
Das Tempo einer Ballade ist mindestens genauso wichtig. Der Originalsong hat 52 bpm, das ist mir
auf dem Klavier aber zu langsam. Ich fühle mich bei ca. 56 bpm recht wohl. Das Tempo darf meines
Erachtens auch ruhig etwas „atmen“, schließlich spielen wir ohne Drums und ein starrer Puls im
Sinne eines Grooves ist dann nicht mehr so wichtig. Das Playback habe ich entsprechend auch ohne
Klick eingespielt.
Dennoch: Ein „Atmen“ des Tempos ist eine Sache, ein Tempo auch zu halten eine ganz andere.
Zum Gebrauch des Pedals muss ich wohl nicht viel sagen. Der Grundton (bzw. die Bassnote) darf
nie wegbrechen, das ist also oberstes Gebot für den Einsatz des Pedals. Allerdings bieten manche
Stellen interessante Möglichkeiten: Hält man das Pedal über Takt 18/19 oder Takt 46/47 hinweg
oder nicht? Das ergibt erstaunlich verschiedene Klangbilder bzw. Zäsuren.
Für das Arrangement braucht man schon ausgewachsene Hände. Vor allem die linke Hand verlangt
eine große Spanne. Manche der Noten kann man aber in die rechte Hand schieben, wenn die Spanne
der linken Hand nicht ausreicht: Etwa das D4 auf der „1“ in Takt 51/53/55, versuche es mit einer
Brücke des Daumens in der rechten Hand zu greifen (re. Daumen spielt E4 und D4).
Wo mir die Erwähnung spezieller Handsätze sinnvoll erschien, habe ich das freilich getan (, r.h.
für ‘rechte Hand’ in Takt 25/29/42, ebenso  für ‘rechte Hand’ in Takt 43).
Die 32-tel Quintole in Takt 35 sieht wilder aus, als sie ist. Du solltest Dir zunächst klarmachen, was
da eigentlich passiert: Die Terz-Oktav „D4-F#4-D5“ ist vorgezogen auf die Sechzehntel vor der
„3“; auf der „3+“ finden wir das D4 (vor der Terz mit den Vorschlägen). Diese Notenpositionen
„stehen“ und sollten unbedingt (im Sinne eines Metronoms) eingehalten werden. Die dazwischen
liegenden Noten sind Beiwerk, auch wenn ich sie nicht als reine Verzierung betrachten würde. Damit
die ganze Figur gut klingt, ist Folgendes wichtig: Das D5 (die zweite Note in der Quintole) darf
nicht schon auf der „3“ angeschlagen werden, sie muss unbedingt nach der „3“ kommen. Die Gruppe
der folgenden Noten muss dann gleichmäßig zum D4 auf der „3+“ führen. Ob dann tatsächlich
eine Quintole rauskommt oder es doch eher 64tel werden, ist nicht so wichtig. Es wird gut klingen,
wenn Du die oben genannten Anweisungen befolgst.
Viel Spaß mit When September Ends!
Keep on playing,
Greg

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