Summertime

Description "Summertime "

"Summertime" - George Gershwin

Obligated To The Piano #1

Geschichte:

"Summertime" ist ein Song, den man wohl als Teil des kollektiven musikalischen Gedächtnisses der Menschheit betrachten kann. Ich denke, es gibt kaum einen Menschen, der dieses Lied nicht kennt. Laut Wikipedia ist es der am meisten gecoverte Jazz- bzw. Popstandard, allerdings wird das auch von Yesterday, My Way, La Paloma und einigen anderen Evergreens behauptet. "Summertime" ist eine Arie aus der Oper Porgy and Bess, deren Uraufführung 1935 in Boston/Massachusetts stattfand. Im Laufe der Jahre wurde er einige zehntausend mal aufgenommen von Künstlern wie Billy Holiday, Ella Fitzgerald, Perry Como, Gene Vincent, Charlie Parker, Miles Davies, The Beatles, Booker T. & The MGs, Sonny & Cher, Janis Joplin. Ich habe diese Interpreten exemplarisch heraus gegriffen, damit man eine Vorstellung davon bekommt, wie unterschiedlich das immer gleiche Stück klingen kann.

Der Komponist George Gershwin ist leider sehr früh verstorben, 1937 im Alter von nur 39 Jahren. Sein Lebenswerk ist dennoch enorm, Musicals und Opern, Songs und Klavierkonzerte. Sicherlich wäre da noch viel Musik hinzu gekommen. Wenigstens hatte er einen für Musiker schönen Tod: Gershwin starb am Flügel sitzend, während er komponierte.

Song und Arrangement:

Um ehrlich zu sein: Ich kenne das Original nicht. Aber irgendwann war meine Version von "Summertime" vollständig im Kopf. Ab diesem Zeitpunkt setze ich mich nur noch selten mit anderen Versionen auseinander. Ich bin zunächst von der denkbar einfachsten Fassung des Stückes ausgegangen, Melodie, Harmonien und Tonart betreffend: Der Song besteht aus A- und B-Teil, jeweils acht Takte lang, wobei die ersten 4 Takte der beiden Teile praktisch identisch sind. "Summertime" ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass eine Melodie auch ohne den rhythmischen Aspekt des Textes funktionieren kann. Anderenfalls wäre es wohl auch kein Klassiker geworden. Dennoch singe ich stets den Text im Kopf mit, während ich den Song spiele.

Von den vielen (Re-)harmonisierungen, die mit den verschiedenen Coverversionen entstanden sind, habe ich mir einige herausgesucht und so verwendet, dass die Harmonik im Verlauf des Stücks zunehmend interessanter wird. Ich finde keine der Harmonisierungen zwingend, ausgehend von den einfachen Changes (s.o.) kann man gut experimentieren und dann entscheiden, welche Harmonien man verwenden möchte.

Ausgangspunkt für die Begleitung ist das Ostinato in der linken Hand, mit dem das Arrangement auch beginnt. Spätestens in der zweiten Hälfte beider Songteile wird das Ostinato aufgegeben zugunsten einer walking bass line, das schafft zum einen ein wenig Freiheit und die Illusion von "Loslassen", zum anderen ermöglicht es ein einfaches Zurückkehren zum Anfang eines neues Abschnittes, nur indem das Ostinato wieder aufgenommen wird. Im Solo habe ich mich für ein eigenes, neues Begleitpattern entschieden, eine Klischee-Linie basierend auf den Harmonien Am7-Bm7-Cmaj7-Bm7.

Dadurch wird musikalisch unterstützt, dass etwas Neues folgt, nicht nur eine weitere Wiederholung des A- und B-Teils. Durch die jetzt halbtaktigen Akkordwechsel kommt außerdem mehr Bewegung ins Stück, ohne dass man viel mit der rechten Hand tun müsste. Ich hoffe, das Solo kann Dir als Anregung für eigene Improvisationen dienen. Ein Solo halte ich für wichtig, nur das Thema zweimal zu spielen, wäre mir für einen ernsthaften musikalischen Vortrag zu wenig. Als Schluss habe ich ein Tag-Ending gewählt, also die Wiederholung des Turnarounds aus den letzten vier Takten des B-Teils. Da lag es nahe, auch noch mal das Begleitpattern aus dem Solo aufzunehmen.

Spieltipps:

Wer ein Sostenuto-Pedal am Instrument hat, sollte dieses benutzen, um die Grundtöne in der linken Hand über den ganzen Takt klingen zu lassen. Anderenfalls sollte das Ostinato in der linken Hand so gespielt werden: Wichtig ist, dass das e auf der Zählzeit 2 möglichst lange liegenbleibt, damit wenigstens die Quint e klingen kann, wenn schon nicht der Grundton a. Anderenfalls bricht das Bassfundament komplett weg.

In Takt 20 und entsprechenden Stellen, den Auftakten zum jeweils nächsten Teil also, hat das a in der rechten Hand eigentlich nichts verloren, es ist natürlich keine verfügbare Option im E7. Dennoch finde ich, das a klingt besser als ein g#. Und sowieso besser als gar keine entsprechende Note zu spielen. Die 64tel - Noten in Takt 28 sind als Vorschläge zu denken (und zu spielen), ähnlich wie in Takt 60.

Die Vorschläge d - d# in Takt 44 ff. spielt man am besten mit 2. und 3. Finger, der 3. Finger rutscht dann vom d# aufs e. Ich wünsche Dir viel Spaß mit "Summertime" und viel Erfolg beim Experimentieren und Improvisieren! Keep on playing! Greg

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